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Stutzeweck

Alljährlich werden in Morshausen an Karfreitag – ursprünglich am Gründonnerstag – an alle Bürger des Dorfes die Stutzwecken verteilt. Dann versammeln sich alle Bürger in der Kirche und sprechen einige Vaterunser für die Seele des Stifters. Anschließend nehmen sie die Wecken in Empfang.

 

Johannes Kneip, ein Morshausener Bürger aus dem Hause „Franze-Lurnse“ , geboren am 19. Mai 1729, hat die Wecken gestiftet. Als junger Bursche ging er auf Wanderschaft und kam nach Dänemark. In Kopenhagen erhielt er die Bürgerrechte. Dort versuchte er sich als Weinhändler und gelangte schließlich zu großem Reichtum.

 

Auf St. Martn 1782 machte er folgendes Testament:

Ich, Johannes Kneip, verschreibe hiermit das Letzte, so ich mein Eigen nenne auf dieser Welt – dreihundert Gulden dänischer Währung für die Kirche der Gemeinde Morshausen, im Trierischen gelegen. Ein gut Stück Acker soll man dafür kaufen und den Pachtzins soll man also verwenden: Alljährlich in der Karwoche soll man davon Stutzwecken backen und etliche Quart Wein kaufen und auf Gründonnersag sollen in der Kirche alle Armen, Elenden und die Kinder vom Dorf zusammenkommen, allda für meine arme Seele zu beten und im Gendenken an Christi Abendmahl sollen sie die Wecken essen, so von den Kirchenschöffen gehälftet, in Wein getunkt und ausgeteilt werden.

 

Wenn aber in jenen Tagen der Trauer, wo keine Glocke mehr läutet, die Buben mit den Klappern durchs Dorf laufen und die Tageszeiten ausrufen, so sollen sie dahinter jeweils rufen: „Herr, erbarme dich des armen Johannes.“ Am ersten Ostertag aber sollen alle Schöffen und Bauern auf der großen Rathausstube zusammentreten, sollen ein Vaterunser sprechen für meine Seele, sodann in Fröhlichkeit und guter Zuversicht auf neues Wachstum in Wiese, Feld und Wald sich Eintracht, Treu und christliche Hilf´ geloben, wobei sie den Rest des Weines trinken und aufs neue die Pacht vergeben sollen.“

 

Obige Summe übergeben dem Prister des Spitals St. Emmeran, der mir gehen half meinen letzten Weg.

 

In Christi Namen allen, die dies lesen, Gottes Segen, Gruß und Wohlergehen.

 

Kopenhagen auf St. Martin 1782

 

Johannes Kneip

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